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10 Fragen an Patric Vaihinger - DHfPG-Absolvent und Gründer von Home of Goals

Patric Vaihinger schloss im vergangenen Jahr sein Master-Studium Sportökonomie an der DHfPG erfolgreich ab. Schon während seiner Studienzeit entschloss er sich für den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete die Sportakademie Home of Goals. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang gesprochen.

Hallo Patric, erstmal vielen Dank für Deine Zeit! Du hast im vergangenen Jahr deinen Master of Arts an der DHfPG abgeschlossen. Wie kamst Du zu dem Entschluss Dich nebenberuflich mit einem Master-Studium weiterzubilden? Und wieso gerade der Master of Arts Sportökonomie?

"Hallo zusammen, vielen Dank auch von meiner Seite. Ich hatte nach meinem Bachelorstudium in Sportwissenschaften ein großes Spektrum an Halbwissen, sodass für mich schnell klar war, dass ich in einem Bereich mein Halbwissen gerne vertiefen möchte. Beim Master of Arts Sportökonomie haben mich die Studieninhalte aus Wirtschaft, Unternehmertum, Unternehmensführung, Kommunikation und Verhandlung und vieles mehr direkt angesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass der Praxisbezug durchgehend vorhanden ist."

Welche Vorteile siehst du im Studiensystem, das sich aus einem Fernstudium und kompakten Präsenzphasen - vor Ort oder digital - an bundesweiten Studienzentren zusammensetzt?

"Mein Bachelor-Studium habe ich an der Universität in Stuttgart gemacht und hatte dort eine sehr gute Zeit. Natürlich ist der Austausch zwischen den Studenten bei einer Universität mit durchgehenden Präsenzphasen größer. Allerdings hat mich beruflich ein Fernstudium mit kompakten Präsenzphasen weitergebracht. Ich habe die Flexibilität sehr genossen und konnte die Inhalte, die ich gelernt habe, direkt in meinem Berufsleben anwenden. Es sind kleinere Lerngruppen, wodurch die Eigenverantwortung viel größer wird und individuelle Fragen besser geklärt werden können."

Was ist dir Positives in Erinnerung geblieben? Wie waren deine Erfahrungen mit den Präsenzphasen, Dozierenden, Prüfungsleistungen und natürlich den Studienbriefen?

"Es war natürlich eine Umstellung. Die meisten Prüfungsleistungen sind Hausarbeiten. Das bedeutet, man kommt direkt ins umsetzen und spürt die direkte Relevanz. Das kam mir sehr entgegen. Ich war schon immer eine Person, die in Prüfungen immer auf den letzten Drücker gelernt hat. Demnach war das Wissen gefühlt eine Woche nach der Prüfung schon wieder weg.

Die Präsenzphasen fand ich enorm wichtig. Da es ein Master-Studium war, haben alle Studierenden bereits einige Dinge erlebt. Der Austausch über die unterschiedlichen Berufsfelder und Erfahrungen war goldwert. Dadurch, dass jeder neben dem Studium im sportlichen Umfeld berufstätig war, wurde der Inhalt des Studiums in sämtlichen Berufsfeldern besprochen und anhand erlebter Beispiele verdeutlicht.

Die Dozenten waren definitiv Experten auf ihrem Gebiet und konnten die Inhalte verständnisvoll vermitteln. Die Studienbriefe sind zwar lang, aber demnach sehr detailliert und helfen einem die Prüfungsleistungen zu meistern."

Bereits während des Master-Studiums hast du den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Wie kam es dazu und welche Schritte musstest du vor der Unternehmensgründung treffen?

"Ich hatte mir schon früh in den Kopf gesetzt, selbstständig zu arbeiten. „Freiheit“ ist einer meiner wichtigsten Werte. Den kann ich in der Selbstständigkeit natürlich voll und ganz leben. Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass man hinter dem was man macht zu 100 % steht und nicht in die Selbstständigkeit geht, einfach nur um zu sagen, dass man selbstständig ist.

Ich war schon immer eine Person, die versucht hat, für Probleme Lösungen zu finden. Die Schritte in Richtung Unternehmensgründung dauern dann aber doch nochmals länger. Das war unter anderem auch ein Grund, warum ich das Master-Studium nebenher angefangen habe. Gerade in den bereits genannten Fächern Unternehmertum und strategische Unternehmensführung habe ich alles Gelernte direkt testen und anwenden können. Am Anfang hat die Selbstständigkeit nebenher stattgefunden. In jeder freien Zeit, die neben Fußball, Studium und auch Nebenjob natürlich sehr begrenzt war, habe ich mich mit meiner Selbstständigkeit beschäftigt und hatte daher auch einige sehr kurze Nächte. Im Nachhinein bin ich trotzdem froh, den Stress auf mich genommen zu haben und mit meiner eigenen Sportakademie nun hauptberuflich unterwegs bin."

Was verbirgt sich hinter der Sportakademie Home of Goals? Kannst Du uns Einblicke in die Unternehmensphilosophie geben?

"In erster Linie verbirgt sich hinter Home of Goals ein Team. Ich mache das gemeinsam mit Julia.

Wir nutzen den Sport mit etwas abgewandelten Spielen und einer ausführlichen Reflektion, um neben dem Sportler mit den technischen und koordinativen Fähigkeiten auch die Persönlichkeit des Menschen und seinen persönlichen und sozialen Kompetenzen zu entwickeln.

Fähigkeiten wie Selbstvertrauen, Empathie, Disziplin, Motivation oder Teamfähigkeit, die im Sport sowieso präsent sind, entwickeln wir intensiver und integrieren diese in Alltagssituationen der Kinder.

Wenn jemand das erste Mal davon hört, kann man sich oftmals noch wenig darunter vorstellen. Es geht vor allem um die Perspektive, mit welcher man ein Training angeht.

Julia und ich kommen beide aus dem Leistungsfußball und sind im Fußball viel mit Home of Goals unterwegs. Wenn wir beim Fußball bleiben, gehen wir ein Training mit der Intention an: Welche soziale oder persönliche Kompetenz möchte ich heute trainieren? Erst danach kommt die Frage auf, mit welchen taktischen, technischen, physischen oder auch koordinativen Fähigkeiten passt diese Kompetenz am besten zusammen?

Um ein klassisches Beispiel zu geben: Ich denke jeder „Fußballer“ kennt das Spiel „Eckle“/„Rondo“/„Kreis“. Ein klassisches 6:2. Die normale Regel lautet, die Person die einen Fehler macht, muss in die Mitte.

Wenn ich „Respekt und Toleranz“ als Fokus haben oder trainieren möchte, dann sind es oftmals nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssen.

In diesem Fall könnte man die Regel so abändern, dass nicht die Person in die Mitte geht, die einen Fehler gemacht hat, sondern die Person, die rechts danebensteht und nicht wirklich was mit dem Fehler zu tun hat."

Was bietet Ihr mit Home of Goals an und für wen ist dies von Interesse?

"Wir bieten klassische Camps an, Stützpunkttrainings oder auch Individualtrainings. Demnach kann jedes Kind, welches Interesse am Sport hat, sich an uns wenden. 

Vielmehr wollen wir, dass jedes Kind von dieser Philosophie profitieren kann. Demnach machen wir regelmäßig Trainerworkshops mit Vereinen oder bei Sportverbänden und seit diesem Jahr gibt es die Möglichkeit eine Ausbildung zum „Persönlichkeitstrainer-Fußball“ bei uns zu machen, welche im Juni startet.

Wir arbeiten zudem viel mit Schulen zusammen, indem wir Projekttage durchführen, AGs leiten oder auch Lehrer*innen weiterbilden."

Über Eure Philosophie habt Ihr 2020 sogar ein Buch mit dem Titel „Vermittlung von sozialen & persönlichen Kompetenzen durch Fußball“ geschrieben. Wie kam es dazu? Und worum geht es genau?

"In diesem Buch geht es genau um diese Philosophie, die uns antreibt. Wir haben insgesamt 19 soziale und persönliche Kompetenzen als essentiell ausgemacht. Diese Kompetenzen werden in diesem Buch aufgeleuchtet und mit praxisnahen Beispielen verdeutlicht. Wenn ich 10 Personen fragen würde, was sie unter Konzentration verstehen, dann würden 10 unterschiedliche Antworten rauskommen. Wie soll dann ein Kind verstehen, was der*die Trainer*in mit der Aussage „konzentriere dich mal“ meint?

Aus diesem Grund gibt es zu jeder Kompetenz einen eigenen Theorie-Part.

Gleichzeitig gibt es in dem Buch über 40 Übungen zu verschiedenen Kompetenzen, welche in das Training mit eingebaut werden können.

Wir haben in diesem Buch gemeinsam mit renommierten Gastautoren zusammengearbeitet. Mit dabei sind der ehemalige FIFA-Schiedsrichter - Urs Maier, NLZ-Leiter der TSG Hoffenheim - Dominik Drobisch, Jugendtrainerin des FC Basel - Nadine Rolser, Präsident des VfB Stuttgart - Claus Vogt und Athletiktrainer des DFB und gleichzeitig Dozent der DHFPG - Ulf Sobek."

Was sind die zukünftigen Ziele Eures Unternehmens?

"Viele Trainer*innen sehen Persönlichkeitsentwicklung abseits des Platzes und wollen die ohnehin begrenzte Trainingszeit nicht dafür aufwenden.

Wir wollen dafür sorgen, dass die Entwicklung von sozialen und persönlichen Kompetenzen auf dem Platz erlebt und trainiert werden kann.

Wir möchten, dass alle Kinder den Zugang bekommen, ein stabiles Wertegerüst aufzubauen und zu einer reflektierten Gesellschaft beitragen. Ziel ist es, den Sport als Medium zu nutzen, um den Kindern beizubringen was es bedeutet dankbar zu sein, respektvoll miteinander umzugehen oder die eigenen Stärken zu kennen und damit umzugehen.

 Kinder machen gerne Sport. Hier sind all diese elementaren Fähigkeiten immer subtil präsent, das müssen wir nutzen.

Unser Visionsbild ist es in fünf Jahren ein eigenes „Home“ zu besitzen, welches eine Mischung aus Nachwuchsleistungszentrum und Teilzeitinternat ist. Die Kombination aus Kindern durch den Sport persönlich zu entwickeln und Multiplikatoren zu schaffen, welche die Philosophie weitertragen, treibt uns jeden Tag weiter an."

Gibt es heute noch Situationen, in denen Du sagen würdest, mich hat das Master-Studium an der DHfPG weitergebracht? Gibt es bei Deiner täglichen Arbeit vielleicht noch Berührungspunkte mit Studieninhalten?

"Ich hatte es bereits vorher schon erwähnt, dass die Inhalte des Studiums mein Beweggrund waren, mit dem Studium anzufangen. Ich finde in nahezu jedem Fach aus dem Studium Berührungspunkte zu meinem Job. Ich habe genau deshalb auch alle Studieninhalte sowohl in digitaler Form als auch ausgedruckt ständig bei mir. Schon alleine, wenn es darum geht, wie ich mein Unternehmen aufbauen kann und es führen kann oder auch wenn ich Verhandlungsgespräche führe, nehme ich mir immer wieder die Studienbriefe zu Hand."

Der Schritt in die Selbstständigkeit – nicht für jeden direkt vorstellbar! Was würdest Du jedem, der mit dem Gedanken spielt, mit auf den Weg geben?

"Es ist mit Sicherheit kein einfacher Schritt. Ich glaube auch, dass nicht jede Person der Typ dazu ist. Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass man mit vollster Überzeugung diesen Schritt wählt. Zum einen mit vollster Überzeugung von der Idee und zum anderen mit vollster Überzeugung von sich selbst. Es werden immer wieder neue Probleme auf eine*n zukommen. Mir hat es unheimlich geholfen, nicht alleine in die Selbstständigkeit zu gehen, sondern eine Gründungspartnerin wie Julia an meiner Seite zu haben."

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