Das Projekt wurde im Rahmen des 5. Sportgipfels Tirol - St. Anton am Arlberg vorgestellt. Eine der beiden Pilotregionen ist das Stubaital – dort ist seit letztem Monat Alexandra Gradauer im Einsatz. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt:
Wie kam es dazu, dass du nun als Sport- und Bewegungskoordinatorin für die Region tätig bist?
"Während meines Studiums B. A. Gesundheitsmanagement an der DHfPG habe ich in einem Gesundheitskompetenzzentrum gearbeitet. Dort gab es Angebote primär im Bereich der ärztlichen Begleitung, physiotherapeutische Leistungen, und rehabilitatives Training. Der zweite Ansatz war jedoch die Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne von Einzelcoachings im Fitnessbereich, Gruppenkurse, Leistungsdiagnostiken und die Kooperation mit Großfirmen für betriebliche Gesundheitsförderung.
In meiner beruflichen Laufbahn und spätestens während meiner Praxiszeit im Gesundheitskompetenzzentrum habe ich für mich erkannt, dass der einzig wahre Weg für einen gesunden Lebensstil der Ansatz der Gesundheitsförderung und Prävention ist. Ich habe erkannt, dass Gesundheit nicht nur allein in der Verantwortung Einzelner liegt. Gesundheitskompetenz sollte vorrangig politisch entschieden werden. Die Politik hat die Verantwortung von Führung und Ressourcen. Wenn man es herunterbricht, so kann der Ansatz auch auf kommunaler Ebene passieren – Gesundheitskompetenz in den Gemeinden verankern. Dies war für mich der einzig wahre Weg, sinnvoll wirken zu können, die Bevölkerung gemeingesellschaftlich zu sensibilisieren, zu motivieren, und den richtigen Rahmen zu bilden, damit sich Menschen mehr bewegen können und wollen. Ich wollte nicht mehr nur Feuer löschen, sondern die Problematik am Schopfe packen. Und so ist es passiert, dass ich über einen längeren Zeitraum nach Möglichkeiten gesucht habe, mich auf Bevölkerungs- und Setting-Ebene beweisen zu können. Ich habe gezielt nach Stellenausschreibungen für Großprojekte im Raum Innsbruck/Tirol gesucht - auch wenn ich nicht wusste, ob ich frisch nach dem Studium die Chance bekommen würde, oder ob es dementsprechende Projekte überhaupt gäbe.
Ich bin auf die dementsprechende Stellenausschreibung gestoßen, und habe mich sofort beworben. Nach Bewerbungsgesprächen konnte ich mich neben vielen Bewerber/-innen für die letzte Runde für ein Hearing durchsetzen. Dort waren Vertreter des Landes Tirol, Geschäftsführer der auftraggebenden Firma, der Geschäftsführer und auch mein jetziger Arbeitgeber, Obmann des Planungsverbandes Stubaitals, der Talmanager des Stubaitals und Teammitglieder der Projektsteuerungsgruppe beteiligt. Dank meiner Studienunterlagen/ dem gesamten Studium konnte ich mich perfekt darauf vorbereiten. Ich habe meinen angedachten Ansatz für die Umsetzung solch eines Projektes präsentiert, und konnte das Gremium während des Hearings bereits einstimmig für mich gewinnen und sie davon überzeugen. Aufgrund meiner detaillierten Vorbereitung waren sie begeistert. So bekam ich sogar das Angebot, bereits mit einem verfrühten Projektstart Ende letzten Jahres inoffiziell durchzustarten."
Was sind deine Aufgaben?
"Als Sport- und Bewegungskoordinatorin ist es grundlegend das Ziel, einen übergeordneten Rahmen und eine verbindende Struktur aller Akteure im Bereich Bewegung und Sport zu ermöglichen. Es resultieren daraus die Aufgaben der Betreuung aller Personen und Ansprechpartner/-innen, der Vernetzung und Erweiterung von Bewegung- und Sportangeboten. Ich bin die Drehscheibe, die Anlaufstelle für alle Bürger/-innen in Sachen Bewegung und Sport in der Region.
Ich berate, vernetze, mache Angebote sichtbar, erweitere Angebote, begeistere & motiviere für Bewegung und Sport. Die Niederschwelligkeit der Angebote steht im Fokus, um immer mehr Tiroler/-innen für Bewegung und Sport zu begeistern.
Ich lerne Gemeinden/Regionen kennen, verschaffe mir einen Überblick über bestehende Angebote. Lücken und Problemfelder sollen erkannt werden. Ich vernetze Anbieter/-innen, Vereine, Schulen und Gesundheitsexpert/-innen. Ich betreue, vernetze, unterstütze und erweitere Bewegungs- und Sportangebote. Ich mache persönliche Beratungen, mache Angebote sichtbar, motiviere Menschen. Ich begleite Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen.
Nach Projektablaufzeit besteht ein erprobtes Konzept, dessen Finanzierung langfristig gesichert ist und welches auf weitere Gemeinden ausgerollt werden kann. Es ist die Vision, dass fix verankerte Koordinator/-innen im ganzen Land Tirol partizipativ und bedürfnisorientiert arbeiten, und kontinuierliche Verbesserungen im Bereich Bewegung und Sport garantieren."
Konntest du die Studieninhalte bereits in der Praxis umsetzen?
"Ich konnte bereits im Bewerbungsverfahren mit meinem erlernten Wissen der DHfPG glänzen. Vor allem die zwei letzten Module des Studiums 'Konzepte und Strategien der individuellen Gesundheitsförderung' sowie 'Gesundheit und Prävention in Lebenswelten' gaben mir ein grundlegendes Verständnis für den Ansatz von Gesundheit und Prävention in den verschiedenen Lebenswelten und auf Bevölkerungsebene, was ich genau jetzt benötige. Es gab mir quasi einen Leitfaden für die Umsetzung. So konnte ich bereits ein grobes Konzept für die gesamte Projektlaufzeit erarbeiten und beim Hearing präsentieren. Meine Sicherheit und meine akribische Ausarbeitung haben überzeugt.
Es gab viel Resonanz seit der Presseaussendung. Viele Personen bewundern mich dafür, dass ich mich nun so einer herausfordernden Aufgabe stelle. Aber durch diese Module fühle ich mich perfekt vorbereitet und weiß zu jedem Zeitpunkt, welche Schritte ich als Nächstes setzen muss. Ich fühle mich sicher, in dem, was ich tue. Mein Kalender für dieses Jahr ist gefüllt. Der Rest passiert spontan mit dem partizipativen Ansatz der Bevölkerung. Aber wie gesagt, es gibt immer einen Plan B und das ist gut so.
Der partizipative Ansatz ist unser Weg, das Projekt erfolgreich zu machen. Dort zählen wir jedoch auch auf die Motivation/Volition einzelner Personen. Allerdings ist es nicht immer leicht, mit den unterschiedlichen Verhalten einzelner Personen im Bereich Bewegung und Sport umzugehen. Jene, die sich bewegen wollen, tun es ohnehin. Es gilt jedoch jene abzuholen, die ihre Zeit noch vermehrt auf der Couch verbringen. Dort hilft mir vor allem der Studieninhalt 'Psychologie des Gesundheitsverhaltens', um auch diese Zielgruppe niederschwellig abzuholen und anzusprechen. Mein Konzept beruht vor allem auf dieser Zielgruppe.
Auch für die weiteren Beratungen und Einzelcoachings fühle ich mich bereits jetzt schon gut vorbereitet, da wir während des Studiums alle Handlungsfelder durchgearbeitet haben. Ich konnte dadurch als Trainerin in meinem letzten Job/während des Studiums für Einzelsessions, Gruppenkurse und beratend für Großfirmen im Rahmen der BGM viele Erfahrungen sammeln. Deshalb fühle ich mich auch für Beratungen in den Gemeinden und für einzelne Personen sattelfest. Auch in Fachgesprächen mit den Sportverbänden oder Gemeindeärzten versuche ich durch mein erworbenes Verständnis von Gesundheit und Bewegung und Sport einen Konsens zu finden. Bislang bin ich auf Kurs.
Ich habe keine Minute des Studiums bereut. Ich bin mir sicher, dass noch viele Situationen auf mich zukommen, bei denen ich erlerntes Wissen der DHfPG gebrauchen kann und werde. Und deshalb weiß ich bereits jetzt, dass ich mich nie von den Studienunterlagen verabschieden werde."
Mehr Informationen zum Projekt:
Erste Bewegungs- und Sportkoordinatorin des Landes im Stubai gestartet
Gesundheitsmanagement studieren
Der Schwerpunkt dieses interdisziplinären Studiengangs liegt in der Gesundheitswissenschaft: Sie eignen sich fundiertes Wissen über das deutsche Gesundheitssystem, konzeptionelle Grundlagen, Interventionsformen und Strategien der Gesundheitsförderung und Prävention sowie elementares medizinisches Wissen über die vorherrschenden Risikofaktoren und Erkrankungen an.
Mit Ihren erworbenen Kompetenzen in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung/Entspannung in Verbindung mit gesundheitspsychologischen Kenntnissen können Sie Kundinnen und Kunden beim Aufbau und der Beibehaltung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils professionell unterstützen und eine nachhaltige Änderung des individuellen Gesundheitsverhaltens bewirken.
Zu den weiteren Studieninhalten gehören die Gesundheitsförderung in verschiedenen Lebenswelten – wie z. B. Kitas, Schulen und Kommunen – sowie das Betriebliche Gesundheitsmanagement.
Betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse in Verbindung mit Kompetenzen in Marketing, Vertrieb und Service bereiten Sie auf ein dienstleistungsorientiertes und ökonomisches Handeln vor.
Weitere Informationen unter dhfpg.de/bgm