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GK-EMS als lebensbegleitendes Krafttraining

Ganzkörper-Elektromyostimulation gilt als hocheffiziente Trainingsform und wird seit vielen Jahren mit Personen unterschiedlichster Altersstufen in der Trainingspraxis angewendet.

 

Ein aktiver Lebensstil und regelmäßiges Fitness- und Gesundheitstraining spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit während des gesamten Lebensverlaufs. Insbesondere ein strukturiertes Krafttraining trägt nachweislich dazu bei, altersbedingtem Muskelmasseverlust und gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorzubeugen, was für einen gesunden und unbeschwerten Alterungsprozess von wesentlicher Bedeutung ist (Macaluso & Vito, 2004). Die Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS) bietet aufgrund der unwillkürlichen Muskelkontraktion und der daraus resultierenden hohen Effektivität eine geeignete Möglichkeit, lebenslang Muskelmasse aufzubauen und einen gesunden Alterungsprozess zu fördern (Kemmler, Kleinöder & Fröhlich, 2020).

GK-EMS Training mit Jugendlichen

GK-EMS wird bereits in unterschiedlichen Altersdekaden angewendet und erfreut sich hier einer großen Beliebtheit. Schon bei jugendlichen Fußballspielern konnten Ludwig et al. (2020) nach 10 Wochen GK-EMS-Training (1x/ Woche) signifikante Leistungssteigerungen der Kniestrecker und -beuger, der Hüftadduktoren und der Rumpfbeuger feststellen (Ludwig et al., 2020). Diese Ergebnisse werden durch eine Studie von Berger et al. (2020) gestützt, in der eine 8-wöchige GK-EMS-Intervention mit einem 17-jährigen Straßenradsportler zu einer Reduktion der Rückenschmerzen, Verbesserungen der aufgezeichneten Haltungsparameter und einer Steigerung der maximalen Kraftkapazität der Rumpfbeuger und -strecker führte (Berger, Ludwig, Becker, Kemmler & Fröhlich, 2020).

GK-EMS Training mit Erwachsenen

Abgesehen vom Training mit Jugendlichen bietet sich vor allem in den Altersdekaden ab 30 Jahren eine umfangreiche Anwendungsmöglichkeit, was sich deutlich im Kundenklientel der anbietenden Einrichtungen widerspiegelt, da dies die größte Nutzergruppe konventioneller GK-EMS Anwendungen darstellt (Rodrigues-Santana et al., 2022). In diesem Lebensabschnitt wird der Alltag oft überwiegend im Sitzen oder Stehen verbracht, was als unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung chronischer Krankheiten gilt und häufig zu Haltungsschäden und Rückenschmerzen führt (Finger, Mensink, Lange & Manz, 2017). GK-EMS hat sich als effektive Methode zur Linderung von Rückenschmerzen erwiesen (Kemmler, 2022), des Weiteren kann es als Möglichkeit angesehen werden, in den vorliegenden Altersdekaden bei einem geringen Zeitaufwand sowohl die skelettale Muskelmasse, als auch die muskuläre Leistungsfähigkeit zu verbessern (Berger et al., 2023).

GK-EMS Training mit älteren Menschen

Die umfassendste Evidenz für GK-EMS findet sich für Menschen im Alter von 60-80 Jahren (Kemmler et al., 2021). Ältere Menschen können aufgrund der unwillkürlichen Kontraktion und der möglichen Trainingsausführung in statischer oder liegender Position ohne zusätzliche Belastungen in besonderem Maße von der spezifischen Art der GK-EMS-Anwendung profitieren (Kemmler, Teschler & Stengel, 2015). In der Studie von Berger et al. (2023) wurden deutliche Kraftzuwächse beobachtet, der Muskuläre Veränderungsindex, welcher sich aus Maximalkraftdiagnostiken des ganzen Körpers zusammensetzt, verbesserte sich um 10,65 bis 20,86 % für 60-80-jährige Personen. Auch bei Patientinnen über 70 Jahren, die an Sarkopenie litten und nicht in der Lage waren, ein adäquates konventionelles Krafttraining durchzuführen, führte eine 12-wöchige, einmal wöchentlich stattfindende GK-EMS-Intervention zu einer deutlichen Steigerung der Maximalkraft der Beinstreckung und -beugung, trotz der partiellen Trainingsdurchführung in liegender Position (Kemmler et al., 2015).

Anwendungsorientierte Handlungsempfehlungen

Die Trainingsinhalte können wie aufgezeigt an das Leistungsniveau der Trainierenden angepasst werden, was eine bestmögliche Individualisierung auf der Grundlage der körperlichen Konstitution ermöglicht. Daher kann GK-EMS von medizinischem Fachpersonal auch als therapeutische Intervention bei Personen mit Vorerkrankungen im Gesundheitsbereich eingesetzt werden  (Berger, 2022; Berger, Fröhlich & Kemmler, 2022). In der kommerziellen Anwendung sind für alle Altersgruppen unbedingt die geltenden Kontraindikationen zu beachten, um ein sicheres und effektives GK-EMS Training zu gewährleisten (Kemmler et al., 2019).

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch GK-EMS über alle Altersdekaden hinweg positive körperliche Adaptationen ausgelöst werden können, wodurch die universelle Anwendbarkeit des GK-EMS-Trainings verdeutlicht wird.

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Quellen:

Berger, J. (2022). Das Vier-Faktoren-Modell des Ganzkörper-EMS-Trainings. Fitness Management International, 03(161), 96–98.

Berger, J., Fröhlich, M. & Kemmler, W. (2022). WB-EMS Market Development—Perspectives and Threats. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(21), 14211.

Berger, J., Janowicz, E., Ludwig, O., Weineck, M., Kemmler, W. & Fröhlich, M. (2023). Influence of a long-term WB-EMS intervention on parameters of body composition and physical performance among individuals of different age decades between 19 and 81 years. Scientific Journal of Sport and Performance, 2(4), 514–526. https://doi.org/10.55860/LKHR6684

Berger, J., Ludwig, O., Becker, S., Kemmler, W. & Fröhlich, M. (2020). Effects of an 8-Week Whole-Body Electromyostimulation Training on Cycling Performance, Back Pain, and Posture of a 17-Year-Old Road Cyclist. International Journal of Athletic Therapy and Training, 26(2), 96–100. https://doi.org/10.1123/ijatt.2020-0016.

Finger, J., Mensink, G., Lange, C. & Manz, K. (2017). Arbeitsbezogene körperliche Aktivität bei Erwachsenen in Deutschland. https://doi.org/10.17886/RKI-GBE-2017-026

Kemmler, W. (Hrsg.). (2022). Ganzkörper-EMS und Rückenschmerz. Evidenzen und Limitationen einer innovativen Trainingstechnologie. Erlangen.

Kemmler, W., Kleinöder, H. [Heinz] & Fröhlich, M. (2020). Editorial: Whole-Body Electromyostimulation: A Training Technology to Improve Health and Performance in Humans? Frontiers in Physiology, 11.

Kemmler, W., Shojaa, M., Steele, J., Berger, J., Fröhlich, M., Schoene, D. et al. (2021). Efficacy of Whole-Body Electromyostimulation (WB-EMS) on Body Composition and Muscle Strength in Non-athletic Adults. A Systematic Review and Meta-Analysis. Frontiers in Physiology, 12(95).

Kemmler, W., Teschler, M. [Marc] & Stengel, S. von [Simon]. (2015). Effekt von Ganzkörper-Elektromyostimulation – „A series of studies“. Eine alternative Trainingstechnologie zur muskuloskelettalen Prävention bei älteren Menschen. Osteologie, 24(1), 20–29.

Kemmler, W., Weissenfels, A., Willert, S., Fröhlich, M., Ludwig, O., Berger, J. et al. (2019). Recommended Contraindications for the Use of Non-Medical WB-Electromyostimulation. German Journal of Sports Medicine/Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin, 70(11), 278–282.

Ludwig, O., Berger, J., Schuh, T., Backfisch, M., Becker, S. & Fröhlich, M. (2020). Can A Superimposed Whole-Body Electromyostimulation Intervention Enhance the Effects of a 10-Week Athletic Strength Training in Youth Elite Soccer Players? Journal of Sports Science and Medicine, 19(3), 535–546.

Macaluso, A. & Vito, G. de. (2004). Muscle strength, power and adaptations to resistance training in older people. European Journal of Applied Physiology, 91(4), 450–472. https://doi.org/10.1007/s00421-003-0991-3