Für Olivia Ulrich war schon zur Schulzeit klar, dass es eines Tages beruflich in den Bereich Gesundheit und Sport gehen sollte. Durch ihre sportliche Vergangenheit entschied sie sich zur Schulzeit für den Schwerpunkt Ernährungswissenschaften, in dem sie auch später ihre Abiturprüfung ablegte. Auch bei der Wahl ihres Bachelor-Studienganges sollten die Themen Gesundheit und Sport im Fokus stehen. Mit dem Bachelor of Arts Sport - Gesundheit - Freizeitbildung startete sie ihren akademischen Werdegang. "Es war ein sehr breitgefächerter Studiengang, in dem für jeden etwas dabei war, der im Bereich Sport-, Gesundheit oder Freizeitgestaltung Fuß fassen wollte."
Pflichtpraktikum bei Coca-Cola
Im zweiten Semester stand für Olivia Ulrich ein Pflichtpraktikum auf dem Studienprogramm. "Ich habe zu Beginn ein paar Bewerbungen für ein vierwöchiges Praktikum an Unternehmen geschickt und schnell gemerkt, dass vier Wochen eine zu kurze Zeit sind. Unternehmen möchten ja auch die Studierenden einbinden und von ihnen profitieren. Ich habe dann einfach zum Hörer gegriffen, verschiedene Unternehmen angerufen und nach Möglichkeiten gefragt, um über die vier Wochen hinweg im Unternehmen tätig zu werden." Eines dieser Unternehmen war der Getränkehersteller Coca-Cola, bei dem die 27-Jährige schließlich fündig wurde. "Im Anschluss an das Telefonat wurde ich zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Vom 01. bis zum 31. August 2014 war ich als Praktikantin angestellt und trat direkt im Anschluss eine Stelle als Werkstudentin an, die mich über meinen Bachelor-Abschluss hinaus, bis zum Ende meines Master-Studiums im Jahr 2019 begleitete."
Durch das Praktikum erste Berührungspunkte mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Mit steigender Betriebszugehörigkeit beim Getränkehersteller Coca-Cola, wuchsen auch die Verantwortungsbereiche der Master-Absolventin. "Zu Beginn wurde ein Sicherheits- und Gesundheitstag geplant, bei dessen Organisation und Durchführung ich mitwirken durfte. Weiterhin habe ich Arbeitskreise Gesundheit konzipiert und mit den Führungskräften durchgeführt." Nach und nach entwickelten sich die Aufgaben von operativen Einzelmaßnahmen hin zu strategisch angelegten Projekten. "Wir führten beispielsweise Mitarbeiter-Screenings durch, aus deren Ergebnisse konkrete Maßnahmen geplant werden mussten. Darauf aufbauend wurde eine Roadmap entwickelt, durch die visualisiert wurde, wo das Unternehmen in einem Kalenderjahr hinmöchte und welche Ziele es mit den einzelnen Maßnahmen verfolgt." Aufgrund ihrer täglichen Arbeit reifte in der 27-Jährigen der Wunsch, ihre Kompetenzen zu erweitern. "Ich konnte meine Ideen und Gedanken, wie auf einer grünen Spielwiese einbringen und mich enorm weiterentwickeln. Dadurch war mir schnell klar, dass ich mich in diesem Bereich mit einem Master-Studium weiterbilden möchte. Und ehrlich gesagt, war ich mit meinem Bachelor-Studium noch nicht spezifisch genug aufgestellt, um im Betrieblichen Gesundheitsmanagement später einmal hauptberuflich Fuß zu fassen."
Mit dem Master-Studium an der DHfPG Kompetenzen erweitert
Also begab sie sich im Internet auf die Suche nach einem passenden Master-Studiengang. "Ich wurde auf die DHfPG aufmerksam und war direkt von den Studieninhalten des Master of Arts Prävention und Gesundheitsmanagement begeistert. Dass man sich neben den Grundmodulen wie "Strategische Unternehmensführung" noch individuelle Schwerpunkte setzen kann, war einfach die optimale Lösung." Aus den 16 wählbaren Studienschwerpunkten entschied sich Olivia Ulrich für die Schwerpunkte "Betriebliches Gesundheitsmanagement" sowie "Marketing und Vertrieb". Neben den passenden Studienschwerpunkten fand auch das Studiensystem, eine Kombination aus Fernstudium mit kompakten Lehrveranstaltungen, direkt bei der gebürtigen Ulmerin Zuspruch. "Durch die Anstellung bei Coca-Cola in Mannheim war ich auch in gewisser Weise darauf angewiesen, für ein Master-Studium nicht umziehen zu müssen. Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich starten wollte, bot mir die DHfPG einfach direkt schon genau das, was ich gesucht habe."
"Spannende DozentenInnen und ein riesiger Lerneffekt"
Schon kurze Zeit nach den ersten Präsenzphasen stand für die Gesundheitsmanagerin fest, dass die Wahl des Master-Studiengangs die richtige Entscheidung war. "Natürlich war ein gewisser Workload vorhanden, aber die Studienbriefe waren gut zu lesen und man musste ja nicht unbedingt den ganzen Studienbrief für die Präsenzphase auswendig können. Man sollte sich im Vorfeld gewissenhaft mit der Thematik auseinandersetzen, damit man die Inhalte in der Präsenzphase auch vertiefen und dadurch verinnerlichen kann." Durch die ausführliche Präsenzphasenvorbereitung konnte die Ulmerin die Studieninhalte schon während der Vorlesungszeit in die Praxis umsetzen. "Es war einfach so, dass bei den Fallbeispielen das Gedankenkarussell gestartet wurde und man sich fragte "Wie kann ich das in meinem Betrieb anwenden?" Vor allem durch diese direkte, innerliche Umsetzung in die eigene betriebliche Praxis entstand ein größerer Lerneffekt, als wenn man stupide für eine Klausur lernt."
Als Health Managerin zum Online-Händler Amazon
Nach ihrem Master-Abschluss fühlte sie sich für neue Aufgaben gewappnet und bewarb sich als Health Managerin im Amazon Logistikzentrum in Frankenthal. "Ich hatte mich bereits nach dem Bachelor-Studium auf die Stelle als Health Managerin beworben. Allerdings hatte ich hierfür noch zu wenig Erfahrung und nicht das nötige Know-how, um die Position zu besetzen." Mit dem Master-Abschluss in der Tasche wagte sie erneut einen Versuch - mit Erfolg. In einem mehrstufigen Bewerbungsprozess, bei dem sie nicht nur die zukünftigen Führungskräfte, sondern auch außenstehende MitarbeiterInnen von ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenz überzeugen musste, schaffte sie den Sprung zum Versandhändler, der weltweit über eine Millionen Mitarbeiter zählt.
"Kein Tag wie der andere"
Die Größe eines Amazon Logistikzentrums und die damit einhergehende Komplexität hat auch Einflüsse auf den Arbeitsalltag der DHfPG-Absolventin, wodurch kein Tag wie der andere gestaltet wird. "Natürlich hat man eine gewisse Grundstruktur in Form von regelmäßigen Meetings, in denen man die anstehenden Aufgaben bespricht. Allerdings erreichen uns auch oftmals Projekte, die ad hoc umgesetzt werden müssen." Als Health Managerin kommt hier Olivia Ulrich ins Spiel, die bei all den Projekten und den kurzfristig anstehenden Aufgaben den Überblick behalten muss. "Als Health Managerin gestalte ich unser Betriebliches Gesundheitsmanagement vor allem aus der strategischen Sichtweise. Ich behalte den Überblick über die unterschiedlichen Bereiche, die wir mit unserem Gesundheitsteam, welches aus vier weiteren MitarbeiterInnen besteht, vor Ort abdecken. Dazu zählen das Betriebliche Eingliederungsmanagement, die Betriebliche Gesundheitsförderung sowie betriebsinterne Studien, die wir vor Ort durchführen." Daneben steht sie mit ihrem Team im engen Austausch mit den Betriebssanitätern, die zu allen Schichtzeiten vor Ort sind, und den Betriebsärzten, mit welchen eine intensive Zusammenarbeit besteht. "Wir stimmen uns mit den Betriebsärzten hinsichtlich der notwendigen Untersuchungen und deren Inhalte ab. Ein weiteres wichtiges Thema ist die psychische Gefährdungsbeurteilung. Neben gesundheitlichen Themen ist das Team von Olivia Ulrich auch bei Prozessoptimierungen im Boot. "Wir führen regelmäßig Arbeitsplatzanalysen durch und entwickeln ergonomische Maßnahmen an den einzelnen Arbeitsplätzen. Als Beispiel haben wir eine Ergonomie-Landkarte entwickelt, auf der visualisiert wird, wie die ergonomische Situation an den einzelnen Arbeitsplätzen aussieht. Aufbauend darauf legen wir dann strategische Ziele fest, in welchem Zeitraum wie viele der beispielsweise roten Arbeitsplätze in orangene, gelbe oder wenn möglich grüne, in Hinblick auf die Ergonomie, verändert werden sollen. Auch bei Umbauten sind wir direkt in einer beratenden Funktion tätig, um schon frühzeitig Problematiken hinsichtlich der Gesundheit zu erkennen."
Bei über 1.900 MitarbeiterInnen am Standort in Frankenthal ist natürlich auch Corona ein allgegenwärtiges Thema. "Wir haben schon sehr früh zu Beginn der Pandemie Maßnahmen ergriffen, beispielsweise die Einführung von Temperaturkontrollen, Veränderung der Wegekonzepte und auch schon vor der Bundesregierung eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz eingeführt. Weiterhin mussten wir auch zügig Maßnahmen und Abläufe entwickeln, um die vorgegebenen Abstandsregeln einhalten zu können. Dazu kamen die Schließung der Kantine, Umbauten in den Umkleideräumen sowie die einzelnen Arbeitsstationen mussten abgetrennt werden. Zuletzt die Implementierung von freiwilligen Corona-Tests für die MitarbeiterInnen."
Ihre Tipps für Studierende?
Für Studierende, die ebenfalls beruflich im Betrieblichen Gesundheitsmanagement Fuß fassen möchten, hat die Master-Absolventin folgenden Tipp: "Man muss die Thematik in der Praxis erleben, eigene Projekte konzipieren und diese auch umsetzen. Dadurch kann man erste Erfahrungen sammeln und seine Kompetenzen stetig erweitern. Auch wenn es zu Beginn "nur" eine Praktikumsstelle ist, bietet sich dadurch die Möglichkeit, erste relevante Berufserfahrung zu sammeln."
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen für die Zukunft alles Gute!